Gallengangskrebs-Studie in Chicago vorgestellt: Chemotherapie vor der Operation kann Prognose verbessern
Auch das Krankenhaus Nordwest war vertreten: Professor Dr. Thorsten Oliver Götze vom Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF) des Krankenhaus Nordwest präsentierte vor rund 10.000 Expertinnen und Experten die Ergebnisse der „GAIN“-Studie.
In der seit fast zehn Jahren laufenden GAIN-Studie geht es um die Behandlung von Leberkrebs, genauer dem Gallengangs- und Gallenblasenkrebs. Dieser ist zwar vergleichsweise selten, aber besonders tückisch, weil er zunächst keine charakteristischen Symptome zeigt und lange unentdeckt bleibt. Oft wird durch eine radikale Operation gefolgt von einer stabilisierenden Chemotherapie (sog. adjuvante Chemotherapie), wie es in der aktuellen Versorgung der Standard ist, eine Heilung erreicht. Jedoch ist diese Heilung zumeist nicht von langer Dauer und es stellte sich den Forschern aus dem Krankenhaus Nordwest die Frage, ob nicht durch eine vorgezogene Chemotherapie die Ergebnisse verbessert werden können.
Das zentrale Fazit: Diese Hypothese konnte bestätigt werden. Die von Professor Götze initiierte Studie zeigte klar, dass eine zusätzliche Chemotherapie vor dem operativen Eingriff (sog. neoadjuvante Chemotherapie) gefolgt von Operation und adjuvanter Komplettierung ein besseres Ergebnis bringt als die sofortige Operation mit adjuvanter Chemotherapie.
„Betroffen sind zwar häufig Ältere, aber auch Patientinnen und Patienten in der Mitte ihres Lebens. In der Studie wurden jene Erkrankten behandelt, deren Krebs noch nicht gestreut hatte, also lokal begrenzt oder lokal fortgeschritten war“, sagte Professor Götze. Wird in diesen Fällen bereits vor einer Operation die im Rahmen der Studie gewählte spezielle Kombinationschemotherapie durchgeführt und dann – mit genügend Zeit für eine Regeneration der Betroffenen – operiert, erhöhe sich die Chance, dass der Krebs vollständig entfernt werden kann (sog. R0- Resektion), deutlich. Damit einher gingen laut den Ergebnissen der Studie eine deutlich verbesserte Prognose für den Patienten bzw. die Patientin hinsichtlich des tumorfreien- als auch des Gesamtüberlebens.
„Damit reihen sich unsere Studienergebnisse ein in die jüngsten Erkenntnisse in der Onkologie, wonach neoadjuvante Chemotherapien eine bessere Chance auf Heilung für den Patienten bieten können. Sie können dabei helfen, noch nicht erkannte Metastasen in erkrankten Organen (sog. Micrometastasen) direkt zu bekämpfen, aber auch im Operationsgebiet zu unmittelbarer erhöhter Tumorfreiheit führen. Damit kann nicht nur ein weiteres Streuen des Tumors erschwert werden, sondern er wird eingegrenzt und sogar verkleinert, was eine anschließende Operation erfolgversprechender machen kann und zu mehr sogenannter R0- Resektionen führt, also unmittelbarer postoperativer Tumorfreiheit “, sagte Professor Götze. Gleichzeitig verwies er darauf, dass gerade in der Onkologie individuelle Konzepte und Erfahrung von entscheidender Bedeutung sei, wenn es um die Behandlung einer Erkrankung gehe. „Allerdings tragen neue Studienergebnisse natürlich entscheidend dazu bei, unser Arsenal im Kampf gegen diese Krankheit zu erweitern.“