Krankenhaus Nordwest

Neue Therapiekonzepte durch innovative IKF-Studien bei biliären Tumoren

Das Cholangiokarzinom (Gallengangs- und Gallenblasenkarzinom; kurz CCA) ist trotz einer steigenden Inzidenz eine vergleichsweise seltene Tumorentität. Aufgrund eines klinisch oft lange inapparenten Verlaufs und fehlender Strategien zur Früherkennung ist zum Zeitpunkt der Diagnose häufig bereits eine chirurgische Resektion nicht mehr möglich, sodass palliative Therapiekonzepte leider meist im Vordergrund stehen. Neue Studien mit molekularen Ansätzen in selektionierten Patientenkollektiven sind sehr vielversprechend und unterstreichen den Einzug der personalisierten Medizin in die Therapie des CCA sowie die zunehmende Bedeutung einer frühzeitigen genetischen Diagnostik und die Wichtigkeit intensiver Studientätigkeit in diesem Gebiet.

Neben der molekularen Einteilung der Karzinome der Gallenwege und der Gallenblase ist auch die anatomische Lokalisation, intrahepatisch, extrahepatisch, der perihilären oder distalen Gallenwege sowie der Gallenblase für die Behandlung entscheidend, da sich gewisse genetische Alterationen, wie bspw. die FGFR2-Fusionen oder IDH 1-Mutationen, fast ausschließlich bei intrahepatischer Lokalisation zeigen, während bspw. die HER2-Amplifikation und Mutationen, sich schwerpunktmäßig im Bereich der Gallenblase zeigen.

Im Bereich molekulare Alteration gab es für FGFR bereits eine Zulassung durch die EMA und für IDH1, bspw. eine FDA-Zulassung. Diese völlig neuartigen Therapieoptionen mit signifikanter Verbesserung des Überlebens sind nicht zuletzt intensiver Studientätigkeit geschuldet.

Darüber hinaus finden auch lokale Therapiekonzepte gegenwärtig vermehrt Berücksichtigung, was ebenfalls innerhalb von Studien weiter evaluiert werden muss und gleichzeitig den Stellenwert der differenten Behandlung nach anatomischer Lokalisation unterstreicht, die letztlich wie geschildert auch ein molekulares Abbild widerspiegelt.

Das Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF) als renommierter nationaler wie internationaler Leuchtturm mit Schwerpunkt Magenkarzinomforschung durch Prof. Dr. med. Salah-Eddin Al-Batran, dem Ärztlichen Direktor des IKF, hat sich als einen weiteren Schwerpunkt, stellvertretend durch PD Dr. med. Thorsten Oliver Götze, der Erforschung und Behandlung von Gallengangs- und Gallenblasenkarzinomen angenommen.

Da, wie beschrieben, die onkologische Prognose von Gallengangs- und Gallenblasenkarzinomen auch trotz radikaler Chirurgie vergleichsweise schlecht ist, nimmt die perioperative onkologische Therapie einen zentralen Stellenwert ein.

Bezüglich der adjuvanten Therapie startet gerade unter Leitung von PD Dr. Götze national die durch ihn eigeninitiierte ADJUBIL-Studie. Hierbei handelt es sich um eine randomisierte Phase-II-Studie zur Immuntherapie mit Durvalumab und Tremelimumab mit oder ohne Capecitabin bei Gallengangs- und Gallenblasenkarzinom in adjuvanter Situation, mit dem Ziel, den überlegenen Arm in einer Phase III weiter zu evaluieren.

Einer weiteren Fragestellung auf diesem Gebiet widmet sich die durch PD Dr. Götze eingeworbene Phase-III GAIN-Studie, welche eine neoadjuvante resp. perioperative, also vor und nach einer radikalen Leberresektion durchgeführte Systemtherapie mit der reinen Chirurgie vergleicht. Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt und deutschlandweit an großen Leberzentren durchgeführt. Diese Studie ist vor dem Hintergrund der gegenwärtigen unklaren Studien-/Datenlage zur reinen adjuvanten Therapie mit reiner Tablettenchemo wichtig.

Interessanterweise wird in dem Algorithmus, der NCCN-Guideline, empfohlen, dass man bei einem postoperativen Zufallsbefund eines inzidentellen Gallenblasenkarzinoms vor einer radikalen Operation eine neoadjuvante Chemotherapie erwägen bzw. den Patienten in eine Studie diesbezüglich einbinden sollte, bevor dann die radikale Leberchirurgie zwecks onkologischer Komplettierung erfolgt. Dieser Schritt stellt keinen Standard dar, ist aber zeitgemäß und zeigt die Aktualität der Fragestellung der GAIN-Studie.

Fußend auf dem vor vielen Jahren durch PD Dr. Götze etablierten „Deutschen Zentralregister für okkulte Gallenblasenkarzinome“, mit weitaus mehr als 1.000 incidentellen Gallenblasenkarzinomen, aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, erfolgt nun im Rahmen der von PD Dr. Götze geleiteten sog. CONGENIAL-Studie die molekulare Auswertung von 200 Gallenblasenkarzinomen. Dies stellt einen sehr interessanten Aspekt dar, die klinischen Daten, aus OP und Therapie, dieser doch relativ seltenen Tumorentität mit einem umfassenden molekularen Panel zu fusionieren. Durch die Seltenheit der Entität des inzidentellen Gallenblasenkarzinoms ist das Zentralregister für okkulte Gallenblasenkarzinome bei Orphanet gelistet.

Um den Stellenwert der unterschiedlichen Regime im klinischen Alltag in Hinblick auf Überlebensdaten und vor allem Lebensqualität zu evaluieren, startet noch in diesem Jahr die von PD Dr. Götze initiierte prospektive „PERSUASION- Plattform“, die den kompletten Überlebenszyklus von Gallengangs- und Blasenkarzinom-Patienten deutschlandweit über alle Therapien hinweg erfasst.

Nicht zuletzt ist das IKF auch im Bereich der lokalen Therapie in dieser Entität aktiv. Bei Patienten mit der eingangs erwähnten FGFR2-Fusion wird die von PD Dr. Götze initiierte Studie zur lokalen Behandlung von intrahepatischen Gallengangskarzinomen namens PERLDIFER starten. Es handelt sich hierbei um eine Phase-II-Studie mit Pemigatinib in Kombination mit Stereotaktischer Bestrahlung als definitive organerhaltende Therapie, kombiniert mit einer Erhaltung aus Pemigatinib bei lokal fortgeschrittenem intrahepatischem Cholangiokarzinom, welches FGFR2- Fusionen/Rearrangements aufweist.

Fußend u.a. auf diesen Studienprojekten wurde aktuell unter der Leitung von PD Dr. Götze die IKF-UCT- German-Biliary-Trial-Group gegründet, bestehend aus Kollegen des Krankenhauses Nordwest und den Universitätskliniken Frankfurt und Marburg.

Die intensive Studientätigkeit wird die Prognose unserer Patienten verbessern. Wir sind gut gewappnet mit einem bunten Blumenstrauß aus eigeninitiierten IKF-Studien, die in der Lage sind, aktuelle Fragen zu beantworten, im Sinne unserer Patienten.

Leitender Oberarzt

Prof. Dr. med. Thorsten Götze

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