Krankenhaus Nordwest

Möglichkeiten und Grenzen der arthroskopischen Therapie bei Verletzungen der Schulter

Das Schultergelenk ist in seinem Aufbau und der Funktion einzigartig in unserem Körper. Als Kugelgelenk verbindet es eine ausgeprägte Stabilität (denken Sie an Gewichtheber, die mit den Armen bis zu 260 kg in die Höhe halten) mit einem riesigen Bewegungsumfang. Ersteres wird durch die Muskulatur (die sogenannte Rotatorenmanschette) und die Gelenkkapsel gewährleistet, die der Schulter die nötige Stabilität geben. Diese Rotatorenmanschette sitzt wie ein Mütze auf dem Oberarmkopf. Der große Bewegungsumfang resultiert aus dem Missverhältnis zwischen der (sehr kleinen) Pfanne am Schulterblatt und dem großen Oberarmkopf.

Die Pfanne (oder Glenoid) wird durch einen knorpeligen Rand vergrößert, das sog. Labrum glenoidale, um dieses Missverhältnis der Größe zum Teil auszugleichen. Damit ist auch ersichtlich, dass Verletzungen der Schulter häufig sind und etwa 5–8 Prozent aller akuten Verletzungen des Menschen ausmachen. Zu den typischen Verletzungen zählen neben den reinen Knochenbrüchen, die in diesem Artikel nicht besprochen werden, die Verletzungen des Labrums sowie der Rotatorenmanschette und der Gelenkkapsel.

Verrenkung des Schultergelenkes

Eine der häufigsten Verletzungen der Schulter ist die Verrenkung des Schultergelenkes (Luxation), die etwa 30 Prozent aller akuten Schulterverletzungen ausmacht. Dabei rutscht der Kopf durch zum Beispiel einen Sturz auf den Arm aus der Gelenkverbindung mit der Pfanne, meist nach vorne, und wird dann als erste Maßnahme hier im Krankenhaus in einer kurzen Narkose sanft reponiert. Durch diese Luxation wird oft das Labrum verletzt. In der Folge wird das Schultergelenk instabil und die Gefahr einer erneuten Luxation (diesmal ohne größere Krafteinwirkung) steigt stark an. Um dies zu verhindern, kann in manchen Fällen im Rahmen einer Operation das Labrum wieder an der knöchernen Pfanne fixiert werden. Hier im Haus führen wir dies in arthroskopischer Technik durch. Dabei wird über kleine Zugänge in „Schlüssellochtechnik“ das Labrum mit speziell dafür entwickelten Fadenankern an der Pfanne refixiert und damit die erneute Verrenkung verhindert. Mithilfe intensiver Physiotherapie kann die – in der Anfangsphase eingeschränkte – Beweglichkeit der Schulter wieder hergestellt werden.

Die Entscheidung über den Nutzen einer solchen Operation hängt davon ab, wie instabil das Gelenk bei der gründlichen klinischen Untersuchung ist. Darüber hinaus muss mithilfe einer Kernspintomografie das Ausmaß der Schädigung am Gelenk beurteilt werden. Damit ist gewährleistet, dass auch mögliche Begleitverletzungen erkannt werden und ggf. in der gleichen Operation behandelt werden können.

Schädigungen der Rotatorenmanschette

Weitere typische Verletzungen der Schulter sind die Schädigungen der Rotatorenmanschette. Hierbei ist zu beachten, dass die Häufigkeit einer solchen stark vom Lebensalter abhängt und mit steigendem Alter zunimmt. Dies ist bedingt durch Verschleißerscheinungen der Rotatorenmanschette, wobei die Muskulatur selber weniger oft betroffen ist. Meist ist der Übergang zwischen Muskel und Knochen betroffen – die sog. Sehnen. Das Sehnengewebe sorgt als Bindeglied zwischen diesen beiden Strukturen für eine sichere Anheftung des Muskels am Knochen. Die Sehne unterliegt aber im Verlauf des Älterwerdens Verschleißerscheinungen, die eine Rissbildung begünstigen. Unfallbedingte Risse der Rotatorenmanschette (z.B. im Rahmen einer Schulterluxation) sind selten und machen weniger als 10 Prozent der Rotatorenmanschettenrupturen aus. Bei passender Indikation (die im Rahmen der klinischen Prüfung und mittels der Kernspintomografie gestellt wird) kann die gerissene Sehne/Muskulatur wieder am Knochen befestigt werden. Auch diese Operation kann im Krankenhaus Nordwest in arthroskopischer Technik durchgeführt werden. In seltenen Fällen wird über eine zusätzliche kleine Inzision die Befestigung der Muskulatur am Oberarmkopf erfolgen. Diese sog. „Mini-Open-Technik“ hat sich bei großen Rupturen bewährt. Nach einer solchen Operation ist die Nachbehandlung äußerst wichtig für den Erfolg der Behandlung.

Verletzungen am Acromio-Clavicular-Gelenk

Eine weitere Verletzung an der Schulter, die im Rahmen von Unfällen auftritt, sind Verletzungen des Gelenkes zwischen dem Schlüsselbein (Clavicula) und dem Schulterdach (Acromion). Durch einen Sturz auf den Arm oder die Schulter kann diese Gelenkverbindung im Acromio-Clavicular-Gelenk (ACG) verletzt werden. Bei diesen Sprengungen des Schultereckgelenkes zerreißen je nach einwirkender Kraft auch die Bänder, die das Schlüsselbein zusätzlich am Schulterblatt befestigen. Obwohl viele dieser Verletzungen ohne Operation (konservativ) behandelt werden können, ist je nach Ausmaß der Bandverletzung, der sportlichen Ambitionen und der Begleiterkrankungen sowie in Abhängigkeit vom Alter der Patientin oder des Patienten auch hier eine Operation notwendig. Mit Hilfe der Arthroskopie gelingt es ohne großen Hautschnitt, das Schlüsselbein wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen und dann mithilfe spezieller Nahtsysteme am Schulterblatt zu befestigen. Nach etwa sechs Wochen kann der Arm wieder schmerzfrei belastet werden.

Neben diesen Verletzungen behandeln wir auch altersbedingte Verschleißerscheinungen der Schulter. Durch gründliche Befragung und Untersuchung sowie die richtungsweisenden Bildgebungen (z.B. Röntgen, Kernspintomografie, Ultraschalluntersuchung oder Computertomografie) versuchen wir, den optimalen Behandlungsplan zu erstellen.

Chefarzt

Dr. med. Sven Rogmans

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt für Chirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, Zusatzbezeichnung: Notfallmedizin, fachgebundene Röntgendiagnostik, ATLS-Provider

Oberarzt

Michelangelo Steffan

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt für Chirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, ATLS-Provider, Fachkunde Strahlenschutz

E-Mail steffan.michelangelo(at)khnw(dot)de