Krankenhaus Nordwest

Brustkrebs – eine interdisziplinäre Herausforderung

Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung der Frau. In Deutschland werden jährlich 75.000 Frauen mit dieser Diagnose konfrontiert. Eine Krebsdiagnose ist immer ein Schock für die betroffene Patientin, dennoch ist Brustkrebs in der überwiegenden Anzahl der Fälle eine heilbare Erkrankung. Durch eine sichere Diagnosestellung, gefolgt von einer von Anfang an unter Berücksichtigung der Tumorbiologie interdisziplinär geplanten und qualitativ hochwertigen Behandlung, kann eine sehr gute Überlebenschance erreicht werden. Aktuell liegt das Fünf-Jahresüberleben über alle Erkrankungsstadien bei 85 Prozent.

Modernste Brustdiagnostik

Durch den flächendeckenden Einsatz von Mammografie und Mammasonografie werden die Mammakarzinome in einem immer früheren Stadium entdeckt. Je früher die Entdeckung, d. h. je kleiner der Tumor, desto höher ist die Chance auf Heilung, so dass den bildgebenden Verfahren in der Diagnostik des Mammakarzinoms eine Schlüsselrolle zukommt. Heute wird vor der Brustkrebsoperation fast immer die Sicherung der Diagnose durch eine feingewebliche Untersuchung nach sonografisch oder mammografisch gesteuerter Stanzbiopsie angestrebt, um den operativen Eingriff besser planen zu können. Direkt vor der Operation müssen kleine, nicht tastbare Befunde sonografisch oder mammografisch drahtmarkiert werden, um die sichere aber kosmetisch günstige Entfernung in engen, aber onkologisch sicheren Grenzen zu gewährleisten. Um diese Leistungen auf hohem Niveau bieten zu können, ist die 3D-Sonografie sowohl zur Detektion als auch zur Markierung kleiner Tumoren ein etabliertes Verfahren.

 

Brustchirurgie – ein zentraler Bestandteil der Behandlung

Brustkrebs lässt sich inzwischen in 80 Prozent der Fälle mit kosmetisch sehr guten Ergebnissen brusterhaltend operieren. Falls ein plastischer Wiederaufbau geplant ist, kann dieser in gleicher Sitzung entweder mit Hilfe von Silikonimplantaten oder Eigengewebe durchgeführt werden. Die Lymphknoten der Achselhöhle werden nicht mehr routinemäßig entfernt, sondern es wird zunächst der sogenannte „Wächterlymphknoten“, der die Lymphe der Brust drainiert, entfernt. Nur bei Befall des Wächterlymphknotens in der Schnellschnittdiagnostik ist gelegentlich die komplette Entfernung der Achsellymphknoten notwendig. So ist die Operation der Achselhöhle für die überwiegende Anzahl der Patienten deutlich schonender geworden.


Hocheffektive Tumorbehandlung durch modernste Bestrahlungstherapie

Bei den deutlich häufigeren brusterhaltenden Operationen muss eine Brustbestrahlung erfolgen. Dies ist aufgrund hochmoderner Hochpräzisionsbestrahlung und innovativer Bestrahlungskonzepte mit lediglich geringen Nebenwirkungen möglich. Klassisch wird die Bestrahlung entweder nach der Operation durchgeführt oder im Anschluss an eine Chemotherapie – sollte diese notwendig sein. Ein Schwerpunkt der Tumorbehandlung am Krankenhaus Nordwest ist die Intraoperative Radiotherapie (IORT) in Kooperation mit der Klinik für Radioonkologie. Die direkte Bestrahlung eines Tumors bzw. Tumorbetts während der Operation kürzt eine langwierige postoperative Bestrahlung ab oder macht diese gänzlich überflüssig.

 

Individualisierte Tumortherapie

Für die Brustkrebsbehandlung ist eine wirksame Systemtherapie genauso wichtig wie eine adäquat durchgeführte Operation. Mögliche Behandlungen sind die Therapien mit Antihormonen, mit Antikörpern und die Chemotherapie. Die Entscheidung, welche Patientin von welcher Therapie am meisten profitiert, wird zunehmend nach dem Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung getroffen. Hier kommen immer differenziertere Untersuchungsmethoden zum Einsatz, die ein breiteres Methodenspektrum und eine hohe fachliche Expertise des befundenden Pathologen voraussetzen. Das Institut für Pathologie und Zytodiagnostik am Krankenhaus Nordwest ist mit ausgewiesener Expertise in der Mammapathologie ein unverzichtbarer Kooperationspartner des Brustzentrums. In der Systemtherapie des Brustkrebses kommen zunehmend „maßgeschneiderte“ und „zielgerichtete“ Therapieansätze zur Anwendung. Diese individualisierte Tumor-
therapie zielt darauf ab, für jede Patientin die für ihren Tumorsubtyp optimale Behandlung zu finden. Das bedeutet ein „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“ an teilweise belastenden Systemtherapien für die Patientinnen.

Im interdisziplinären Tumorboard, einer Expertenrunde, die wöchentlich stattfindet und an der Vertreter aller onkologischen Fachabteilungen teilnehmen, wird in der Zusammenschau aller Befunde ein individuell auf jede Patientin zugeschnittenes Therapiekonzept erstellt. In unserer Brustsprechstunde wird die Therapie dann ausführlich mit der Patientin besprochen, woraufhin alle weiteren anstehenden Behandlungen durchgeführt werden können. Darüber hinaus ermöglicht die Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF) die Teilnahme an klinischen Studien. Die Diagnose Brustkrebs ist immer eine starke psychische Belastung für die betroffene Patientin, so dass sich die Therapie nicht nur auf die optimale Behandlung der körperlichen Erkrankung beschränken darf, sondern auch der seelischen Verletzung Rechnung tragen muss. Im Bedarfsfall kann die Abteilung für Psychoonkologie in die Therapie eingebunden werden, um den Patientinnen Hilfestellung bei der psychischen Bewältigung ihrer Krankheit zu leisten. Des Weiteren kann der Kontakt zu Krebsselbsthilfe- oder Krebssportgruppen vermittelt werden, was viele Patientinnen als sehr hilfreich für ihr seelisches Wohlbefinden beschreiben, da hier ein Kontakt auf Augenhöhe mit anderen Krebspatienten stattfindet.

Prof. Dr. med. Engel
Chefarzt

Prof. Dr. med. Jörg B. Engel

Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Schwerpunkte Gynäkologische Onkologie, Perinatalmedizin, Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Senior Mamma-Operateur, MIC III - höchste Qualifikationsstufe in der gynäkologischen Endoskopie

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Fax (069) 7601 - 4584
E-Mail Gluhakovic.Sandra(at)KHNW(dot)de