Krankenhaus Nordwest

Speiseröhrenchirurgie am Krankenhaus Nordwest – ein minimal invasiver Ansatz

Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die erste onkologische Speiseröhrenentfernung durch ein offenes Operationsverfahren über die Brusthöhle. Die anfangs hohe Sterblichkeit konnte in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gesenkt werden. Die Komplikationsraten blieben jedoch hoch. Mit der Einführung der Minimal Invasiven Chirurgie gelang speziell im Hinblick auf perioperative Komplikationen ein neuer Meilenstein.

Die Speiseröhre stellt die Verbindung von Mund und Magen dar. Sie dient dem Nahrungs- und Flüssigkeitstransport und ist aus funktioneller Sicht ein recht einfaches Organ.

Die anatomische Lage der Speiseröhre vom Hals bis in den Bauchraum ist umso komplexer. Durch die enge Lagebeziehung zu lebenswichtigen Organen wie Lunge und Herz gehört die Chirurgie an der Speiseröhre zu den anspruchsvollsten Operationen der Viszeralchirurgie.

Da nur ein kleiner Teil der Karzinome der Speiseröhre durch die Bauchhöhle erreicht werden kann, gilt der sogenannte „Zwei- Höhleneingriff“ als der heutige Goldstandard. Für die Patienten bedeutet dies, dass sowohl die Bauchhöhle als auch die Brusthöhle eröffnet werden muss. Der Brusthöhlenzugang erfolgt beim offenen Verfahren durch einen großen Schnitt an der rechten mittleren Brustwand. Häufig kommt es hierbei zu unvermeidbaren Rippenbrüchen. Postoperativ klagen Patienten häufig über langanhaltende bewegungs- und atemabhängige Schmerzen des Brustkorbs. In der Folge kommt es nicht selten durch Schonhaltungen und veränderte Atemmuster zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Lungenentzündungen.

Im Vergleich zu den offenen chirurgischen Eingriffen profitieren die Patienten bei der „Schlüssellochtechnik“ von einem deutlich geringeren und gewebeschonenderen Zugangstraumata. Durch die hiermit verbundene erhebliche Schmerzreduktion kann nicht nur der Medikamentenverbrauch für den Patienten reduziert werden. Insbesondere der Krankenhausaufenthalt wird durch die verringerten postoperativen Komplikationen minimal invasiver Operationsverfahren deutlich verkürzt.

Der Patient ist früher belastbar und kann mögliche postoperative Anschlussheilbehandlungen wie z. B. wichtige Chemotherapien zügiger beginnen.

Die minimal invasive Speiseröhrenchirurgie gilt nicht zuletzt durch die deutliche Verringerung perioperativer Komplikationen bei gleichen onkologischen Ergebnissen als ein neuer Meilenstein in der interdisziplinären Behandlung des Speiseröhrenkarzinoms.

Aufgrund der Komplexität solcher Eingriffe werden diese Operationen nur in speziellen Zentren unter Berücksichtigung des individuellen Risikoprofils des Patienten durchgeführt.

Die erste onkologische total minimal invasive Ösophagusresektion am Krankenhaus Nordwest

An der Klinik für Allgemein-, Viszeralund Minimal Invasive Chirurgie am Krankenhaus Nordwest wurde Anfang des Jahres der erste total minimal invasive Eingriff bei einem Ösophagus-Patienten durchgeführt. Der Patient ist hoch zufrieden. Im Gespräch mit Dr. med. Moustafa Elshafei und Dr. med. Thomas Schriener beschreibt der Patient seinen Zustand vor der Operation und den Stand der Genesung heute nach einem Eingriff, der bislang nur von zwei Kliniken in der Rhein-Main-Region durchgeführt wird.

 

Dr. Elshafei:

Herr Eichenauer, wie geht es Ihnen?

» Vielen Dank. Mir geht es sehr gut. Ich komme gerade von der Gartenarbeit. Meine Frau erinnert mich täglich daran, dass ich mich schonen sollte. «

Dr. Schriener:

Herr Eichenauer, wie wurde bei Ihnen der Krebs diagnostiziert?

» Alles fing harmlos mit einem Besuch bei meinem Hausarzt aufgrund von Luftproblemen an. Man gab mir eine Überweisung mit der Aufforderung einen Internisten zwecks einer Magenspieglung aufzusuchen. In der Odenwaldklinik wurde dies dann auch entsprechend ausgeführt. Eine Ärztin erklärte mir vor Ort nach Einsicht der Bilder, dass das, was sie sähe, nichts Gutes zu bedeuten hat, und ich mich im Krankenhaus Nordwest in Frankfurt zur weiteren Abklärung vorstellen müsse. «

Wie war die anschließende Vorgehensweise im Krankenhaus Nordwest?

» Anfangs hatte ich das erste Gespräch in der Allgemeinchirurgie mit Ihnen, Herr Dr. Schriener. Sie hatten ja die weiteren Diagnostiken (ÖGD + CT) eingeleitet. Anschließend fand ein Gespräch in der Magen-Ösophagus Sprechstunde statt, in welcher es dann um das Staging und die Tumorboard Vorstellung ging. Das Tumorboard entschied, dass ich im Rahmen einer Studie, welche über das IKF und Forschungsinstitut läuft, mit dem ich auch in Kontakt stehe, nun vier Einheiten Radio-Chemo erhalten sollte. Nachfolgend kam es dann zu dem operativen Eingriff . «

Dr. Elshafei:

Hatten Sie Sorgen oder Bedenken bezüglich der OP?

» Tatsächlich hatte sich meine Frau viel größere Sorgen um mein Leben gemacht, als ich es tat. Das bezog sich vor allem auf meine schlechte körperliche Verfassung zu diesem Zeitpunkt. Ich empfand allerdings, dass ich hier in den besten Händen bin. Ich habe mir keine großen Gedanken gemacht. Die ausgehändigte Broschüre selbst habe ich auch nur einmal durchgelesen, um mir selbst nicht allzu große Gedanken machen zu müssen. «

Wie haben Sie sich diesen minimal invasiven Eingriff vorgestellt?

» Anfänglich überlegt man natürlich. Das dürfte bestimmt ein großer operativer Eingriff werden. Allerdings wurde ich seitens der Operateure direkt abgeholt, denn es sollte ja ein minimal invasiver Eingriff werden, bei dem über eine Sonde agiert wird. Das war natürlich eine große Erleichterung für mich. Die kleinen Narben, die auf meinem Körper zu sehen sind, sind im Vergleich zu dem operativen Eingriff und dem, was hier geschaff en wurde, harmlos. «

Wie erging es Ihnen direkt nach der Operation?

» Ich war zu aller Erstaunen ziemlich schnell wieder fi t und konnte ein paar Stunden später sogar schon meine Zähne putzen gehen. Für den Eingriff , den ich gerade hinter mir habe, komme ich sehr gut voran, dachte ich mir. Auch meine Frau, die ich am selben Tag anrief, war mehr als nur erstaunt darüber, wie schnell ich mich erholt habe. Das hatte sie überhaupt nicht erwartet. Ich war ziemlich klar im Kopf und konnte normal mit den Ärzten sprechen. Von der Intensivstation aus ging es dann auf eine normale Station. Drei Tage nach der Operation konnte ich mit Hilfe von Mobilisation bereits wiedernormal laufen. «

Dr. Schriener:

Wie erging es Ihnen die erste Zeit nach dem Eingriff zuhause?

» Am neunten Tag nach der OP durfte ich das Krankenhaus verlassen. Anfänglich war ich noch etwas schwach auf den Beinen. Ansonsten gibt es über die Nachwirkungen nichts zu sagen. Ich beschreite meinen Alltag ganz normal, auch wenn meine Frau mich ab und an bremsen möchte, da ich doch sehr aktiv bin. «

Hatten Sie einen Schmerzmittelbedarf zuhause?

» Nein, überhaupt nicht. Ich fing bereits im Krankenhaus an, auf Schmerzmittel, wie Novalgin zu verzichten, da es mir doch auch ohne sehr gut ergangen ist. «

Wie war es als Sie das erste Mal Ihre Narben sehen konnten?

» Ich habe mich doch sehr über diese wirklich sehr feinen und kleinen Narben gewundert und gefreut. «

Dr. Elshafei:

Wie kamen Sie mit der Ernährung nach der Operation zurecht?

» Anfänglich habe ich wenig gegessen, aber mein Gewicht weiterhin konstant gehalten. In der ersten Zeit habe ich mich natürlich eher breiförmig ernährt. Doch aktuell esse ich wieder ganz normal. Wichtig ist nur ordentlich zu kauen. Ich kann eben kein ganzes Schnitzel mehr essen, was ja nicht unbedingt schlecht ist. «

War ein Reha-Aufenthalt geplant?

» Anfangs wurde es vorab natürlich empfohlen. Der Sozialdienst entschied, dass es aufgrund der Tatsache, dass ich so fit bin, keinen Vorteil fu?r mich gäbe, wenn ich mich in eine Reha begeben würde. Also entschieden wir zusammen mit meiner Frau und den Ärzten, dass eine Reha auch nicht nötig sei. «

Leitender Oberarzt

Dr. med. Moustafa Elshafei

FACS, Facharzt für Viszeralchirurgie, Spezielle Viszeralchirurgie und Adipositaschirurgie

Oberarzt

Dr. med. Thomas Schriener

Facharzt für Viszeralchirurgie, Notfallmedizin