Stiftung Hospital zum Heiligen Geist

Die Zukunft der Stiftung: „Wir stehen vor großen Herausforderungen“

Seit Dezember 2021 leitet Ralph von Follenius als Hospitalmeister die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist und als Geschäftsführer die Gesellschaften der Stiftung. Die Redaktion „Die Stiftung“ sprach mit dem 64-jährigen Krankenhaus-Manager über die Zukunft der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist.

DIE STIFTUNG:

Herr von Follenius, Sie sind seit einigen Monaten der neue Direktor der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist und Geschäftsführer des Krankenhauses Nordwest und Hospitals zum Heiligen Geist. Die Coronapandemie hat den Einstieg sicher nicht leicht gemacht. Wie ist es Ihnen ergangen?

Ralph von Follenius: » In den letzten Monaten habe ich in allen Kliniken, Bereichen und Abteilungen sehr viele Gespräche mit Verantwortlichen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt. Inzwischen habe ich einen sehr guten Einblick in die Stiftung und die Einrichtungen bekommen. Ich habe eine hoch motivierte Mannschaft kennengelernt, die sich mit ihrem Arbeitgeber identifiziert und sehr engagiert ist. In der Coronapandemie sind die Krankenhäuser in besonderer Weise gefordert. Auch wenn sich die Situation augenscheinlich in der Öffentlichkeit entspannt, so ist die hohe Inzidenz weiterhin eine große Herausforderung für unsere Kliniken und das Seniorenstift. So führen immer wieder kleinere Coronaausbrüche zu Isolationserfordernissen von Patientinnen und Patienten, aber auch zu Quarantäne unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das wird wohl auch noch in den nächsten Monaten ein Thema bleiben. Doch die Coronapandemie hat auch gezeigt, dass die Teams unserer Krankenhäuser und des Seniorenstifts, aber auch in unseren anderen Gesellschaften gut zusammenarbeiten und damit in der Lage waren und auch noch sind, diese schwierige Zeit zu meistern. «

Die Konkurrenzsituation der Krankenhäuser ist im Rhein-Main-Gebiet enorm. Wie sehen Sie die Situation der Krankenhäuser der Stiftung?

» Der Frankfurter Gesundheitsmarkt mit seiner hohen Krankenhausdichte und den vielfältigen medizinischen Angeboten ist in der Tat eine große Herausforderung. Um hier bestehen zu können, ist ein ausgezeichnetes medizinisches Angebot Voraussetzung. Die beiden Stiftungskrankenhäuser erfüllen dies mit sehr unterschiedlichen Aufgabenstellungen und
Einzugsbereichen. Das Hospital zum Heiligen Geist versorgt als Stadtkrankenhaus mit seinen Kliniken insbesondere die Stadtteile direkt nördlich und südlich des Mains und nimmt mit seinen chirurgischen und internistischen Kliniken eine wichtige Funktion in der Notfallversorgung wahr. Überregionale Bedeutung genießt die Psychosomatik mit ihrem breiten Spektrum. Hier ist beispielsweise das Schmerzzentrum für chronische Schmerzpatienten zu nennen. Es handelt sich um ein interdisziplinäres stationäres Angebot der Psychosomatischen Klinik und der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie.
Das Krankenhaus Nordwest hat den Schwerpunkt seines Einzugsgebietes in den nördlichen Stadtteilen, aber auch in den anliegenden Landkreisen. Das Krankenhaus ist überregional bekannt für seine Exzellenzschwerpunkte in der interdisziplinären Onkologie und in der Neurologie sowie Neuroradiologie. Mit seinem vielfältigen Spektrum an den chirurgischen Kliniken und den Instituten gehört das Krankenhaus Nordwest der höchsten Stufe der Notfallversorgung an. Nicht vergessen sollten wir unsere Facharztzentren, die ein wichtiges Bindeglied an der Grenze zwischen stationärer und ambulanter Versorgung sind. Die Chefärzte und Leitungskräfte entwickeln dieses Spektrum stetig weiter. In diesem Sinne stehen beide Krankenhäuser und unsere Fachärztezentren für Spitzenmedizin und haben einen sehr guten Ruf in Frankfurt und in  Region. Das ist eine sehr gute Ausgangsposition, um den Strategieprozess zur wirtschaftlichen Stabilisierung und Weiterentwicklung des medizinischenLeistungsportfolios voranzubringen.«

Wie sieht dieser Strategieprozess aus?

» Zukünftig wird die Zusammenarbeit der beiden Krankenhäuser stärker in den Vordergrund rücken. Ein Beispiel ist aktuell der Fachbereich Gynäkologie und Geburtshilfe, der an beiden Standorten unterschiedliche Schwerpunkte setzen wird. Die gemeinsame Nutzung der unterschiedlichen Einzugsgebiete ist eines unserer Ziele. In einem nächsten Schritt werden wir das Leistungsportfolio der Stiftungskrankenhäuser anschauen, um weitere Kräfte zu bündeln und die Häuser mit einem starken Versorgungsangebot für unsere Patientinnen und Patienten zukunftssicher zu machen. Die wirtschaftliche Stabilisierung spielt ebenfalls bei der Zukunftssicherung eine ganz entscheidende Rolle. Hier werde ich gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die begonnenen Prozesse der Umstrukturierung der Stiftung weiter voranbringen. «

Sie erwähnten gerade die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Was ist das neue Konzept der Kliniken an ihren beiden Standorten?

» Die beiden Kliniken für Gynäkologie und Geburtshilfe der Stiftungskrankenhäuser stellen sich nach einem Beschluss des Aufsichtsrates neu auf. Die Geburtshilfe konzentriert ihre Kreißsäle am Standort Hospital zum Heiligen Geist – d. h. dort bündeln wir alle personellen und medizinischen Ressourcen, um die bereits sehr erfolgreiche Geburtshilfe weiterzuentwickeln. Dennoch werden wir die Diagnostik und die prä- und postnatalen Leistungsangebote an beiden Standorten anbieten, um Ansprechpartner für werdende Mütter in beiden Einzugsgebieten zu sein. Hinzu kommt ein definiertes gynäkologisches Leistungsspektrum am Hospital zum Heiligen Geist. Die gynäkologische Onkologie wird sich künftig stärker auf den Standort Krankenhaus Nordwest konzentrieren, wo bereits das gesamte onkologische Leistungsangebot unter dem Dach des Interdisziplinären Onkologischen Zentrums verankert ist. Mir war es bei diesem Prozess sehr wichtig, dass die Beschäftigten aus den Kliniken gemeinsam mit den Fachleuten aus der Verwaltung aktiv eingebunden wurden und ihre Ideen und Vorstellungen einbringen konnten. Auf diese Weise haben wir nicht nur für Transparenz in den beteiligten Abteilungen gesorgt, sondern konnten die Expertise unserer Mitarbeitenden auch auf beste Weise nutzen, um ein für beide Häuser passendes und nachhaltiges Konzept zu entwickeln. «

Für das Hospital zum Heiligen Geist sind umfangreiche Baumaßnahmen geplant. Wie geht es dort weiter?

» Ja, die Planungen für eine grundlegende bauliche Sanierung laufen schon seit einer sehr langen Zeit. Die Planungen sind bis auf einen technischen Teilbereich in den sogenannten Leistungsphasen 1 bis 5 praktisch abgeschlossen, die Baugenehmigung liegt vor.
Derzeitig arbeiten wir an den Möglichkeiten der Bauzeitenplanung, d. h. wie soll der Umbau erfolgen, welche Gebäudebereiche müssen gesperrt werden, mit welchen Einschränkungen ist zu rechnen. Dies ist eine besondere Herausforderung, da das enge Gelände am Hospital zum Heiligen Geist keine Ausweichmöglichkeiten bietet. Zum Schluss ist noch die Finanzierung zu klären. Der Gesellschafter hat mit der Zusage, zehn Millionen Euro für die bauliche Sanierung bereitzustellen, eine wichtige Voraussetzung geschaffen. Das Land Hessen stellt darüber hinaus noch Fördermittel zur Verfügung. Es bleibt jedoch noch eine Lücke zu den tatsächlich benötigten Investitionen, die wir mit einer Fremdfinanzierung decken müssen. Ich bin zuversichtlich, dass wir diese große Herausforderung stemmen werden. «

Die nächsten Jahre bringen viele Veränderungen. Wie kann der Wandel gelingen?

» Wir stehen vor großen Herausforderungen. Der Fachkräftemangel, der anhaltend hohe Investitionsbedarf, der notwendige Digitalisierungsprozess sowie der zunehmende Qualitätswettbewerb sind nur einige Themen, die uns beschäftigen und einen Veränderungsprozess in Gang gesetzt haben. Dieser Wandel kann sich nur durch gemeinsames Handeln gestalten. Hierzu gehört Vertrauen: Vertrauen in die Prozesse von Medizin und Pflege aber auch Vertrauen in das Krankenhausmanagement und die Verwaltungs- und Wirtschaftsbereiche, die die Infrastruktur unter Beachtung der Finanzen betreuen und die langfristigen Maßnahmen und Entwicklungsstrategien nicht aus dem Blick verlieren. Wandel geschieht durch Vertrauen in das Know-how der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einerseits und steter Reflektion des eigenen Handelns und das Öffnen für neue Ideen. Der erfolgreiche Veränderungsprozess in der Geburtshilfe steht beispielhaft für partizipative Elemente der Veränderung. Dies wollen wir weiter entwickeln. «

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Gespräch führte Brigitte Ziegelmayer.

Unternehmenskommunikation

Unternehmenskommunikation

Fax (069) 7601 - 3680
E-Mail unternehmenskommunikation(at)sthhg(dot)de