Hospital zum Heiligen Geist

Kunsttreppe

Es ist mein erster Besuch des Hospitals zum Heiligen Geist in der Frankfurter Innenstadt. Ziel, Besichtigung der Kunsttreppe, seit mehr als 20 Jahren eine Institution im Frankfurter Kulturleben. Vom neoklassizistischen Treppengewölbe bis in das lichtdurchflutete Obergeschoss windet sie sich nach oben. Von hier hat man eine herrliche Aussicht über Frankfurt und seine Bauten. Von Treppenabsatz zu Treppenabsatz gibt es immer wieder neue Kunstwerke zu sehen. Hier entfaltet sich, auf viele Stockwerke verteilt, eine hervorragende Sammlung zeitgenössischer Kunst, die einen guten Einblick in die Kunstszene der Rhein-Main-Region der letzten zwei Jahrzehnte bietet.

Ausstellungseröffnung Katja von Puttkamer „Frankfurter Stadtansichten“ 14. November 2021, 16 Uhr

Von Anfang an war den Initiatoren der Kunsttreppe,  Prof. Dr. med. Hannes Wacha, Georg Domsel und Heidi Feldmann, daran gelegen, zeitgenössische Kunst insKrankenhaus zu holen und sie durch einen Ankauf aus Spendenmitteln zu fördern. Auf diese Weise ist eine stattliche Sammlung zusammengetragen worden, die der Öffentlichkeit permanent zugänglich ist und eine besondere Form der Begegnung mit Kunst in die Krankenhausroutine bringt. Die Treppe scheint losgelöst von der Betriebsamkeit des Krankenhauses. Hier herrschtangenehme Ruhe.  Personal, Besucher und Patienten können sich in eine andere Welt vertiefen. Ich bin begeistert. Grund meines Besuchs ist der Wunsch der Krankenhausleitung und der Stiftung des Hospitals zum Heiligen Geist, die Kunsttreppe nach drei Jahren Stillstand wieder zu beleben. Als Kuratorin für zeitgenössische Kunst wurde ich angefragt, meine vielfältigen Ausstellungserfahrungen bei der Reaktivierung der Kunsttreppe einzubringen.

Auftakt dafür wird im Herbst eine Ausstellung sein, die sich mit der Architektur der Nachkriegsmoderne in Frankfurt beschäftigt und damit einen Bezug zur Lage des Krankenhauses in der Frankfurter Innenstadt herstellt. Die Künstlerin Katja von Puttkamer untersucht mit den Mitteln der Malerei die ikonische Qualität spezifi scher Gebäudetypen wie Rathäuser, Bahnhöfe, Park- und Kaufhäuser, aber auch von Wohnbauten. Ihr Blick richtet sich auf den urbanen Raum, der permanenten Veränderungen durch bauliche und gesellschaftliche Transformationen ausgesetzt ist. Viele der repräsentativen Betonbauten im öff entlichen Raum, wie das Technische Rathaus, verschwinden zunehmend aus dem Stadtbild, da sie als nicht „sanierungsfähig“ gelten und dem heutigen Zeitgeschmack nicht mehr entsprechen. Katja von Puttkamer gelingt es, diesen ungeliebten Bauten, bevor sie für immer verschwinden, noch einmal Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Nach diesem Auftakt im Herbst 2021 werden weitere Ausstellungen zweimal jährlich folgen. Ziel ist es, jungen Künstlern aus der Rhein-Main-Region eine professionelle Plattform für die Präsentation ihrer Arbeiten zu bieten und die Kunsttreppe als Ort der Begegnung und der Auseinandersetzung mit den Themen unserer Zeit wiederzubeleben.

Dr. Gabriele Rasch

Promovierte Kunsthistorikerin, freie Kuratorin und Autorin

Die promovierte Kunsthistorikerin arbeitet seit 2002 als freie Kuratorin und Autorin in Mainz. Sie hat unter anderem konzeptuell für die Kunstvermittlung des Mainzer Landesmuseums gearbeitet. Als langjährige Leiterin des Essenheimer Kunstvereins und zuletzt als Künstlerische Leiterin der Landeskunstausstellung FLUX4ART 2018 hat sie vielfältige Erfahrungen im Kuratieren von Ausstellungen gesammelt und verfügt über gute Kontakte zu Künstlern, Kunsthochschulen und Kunstsammlungen der Region und bundesweit. Aktuell kuratiert sie für den Kunstverein Ludwigshafen ein interdisziplinäres Ausstellungsprojekt zum Thema Urbanität, das sich mit dem Wandel unserer Städte beschäftigt.