Krankenhaus Nordwest

Kampf um wiederbelebte Menschen bei Herzstillstand – Warum wir ein zertifiziertes Cardiac Arrest Center (CAC) sind

Das Krankenhaus Nordwest wurde Anfang 2020 als Cardiac Arrest Center (CAC) in Frankfurt offiziell zertifiziert und erfüllt damit alle Qualitätsstandards eines CAC nach den strengen Kriterien des Deutschen Rats für Wiederbelebung (GRC). Die Frage drängt sich auf, welchen Nutzen diese Zertifizierung hat, gerade mit Blick auf die zahlreichen Zertifikate, die derzeit in unseren Krankenhäusern an den Wänden hängen und mittlerweile angesichts des zunehmenden „Zertifizierungswahns“ immer kritischer gesehen werden.

Warum nun also ein weiteres Zertifikat?
Im Gegensatz zu den allermeisten zertifizierten Bereichen geht es beim CAC um existenzielle Belange, nämlich die medizinische Versorgung nach einer erfolgreichen oder noch laufenden Wiederbelebung bei einem Herzstillstand – das heißt, es war bereits ein klinischer Tod eingetreten. Es ist  bekannt, dass die allermeisten Menschen, denen dies widerfährt, zeitnah oder im weiteren Verlauf versterben und einige, die es körperlich zwar überleben, dennoch schwerste zerebrale Schäden mit anhaltenden Beeinträchtigungen davontragen. Die Prognose reanimierter Patienten hängt neben der Zeitdauer bis zum Beginn der Reanimation wesentlich von der Fachkompetenz aller Beteiligten und der Ausstattung der weiterbehandelnden Klinik ab.

CAC - erfolgreich gelebte Standards und Expertise
Im Krankenhaus Nordwest befassen wir uns bereits seit mehreren Jahrzehnten mit der Notfalltherapie auch von wiederbelebten Menschen. Aktuell versorgen wir nach der Uniklinik in Frankfurt die meisten Menschen, die extern wiederbelebt werden konnten und das mit großem Erfolg. Im vergangenen Jahr wurden 56 reanimierte Patienten ins Krankenhaus Nordwest gebracht und im CAC behandelt. 30 der zugewiesenen Patienten wurden außerhalb der üblichen „Regelarbeitszeit“ in die Klinik gebracht. Diese Patienten profitierten von den Strukturen des Cardiac Arrest Centers am Krankenhaus Nordwest
mit einer 24/7 Verfügbarkeit des interdisziplinären Teams einschließlich der interventionellen Kardiologie. Die Überlebensrate im CAC Krankenhaus Nordwest betrug innerhalb der ersten 24 Stunden 66,1 Prozent und liegt damit deutlich höher als im Bundesdurchschnitt (57,1 Prozent). 33,9 Prozent der im Krankenhaus Nordwest behandelten Patienten konnten lebend aus dem Krankenhaus entlassen werden. Demgegenüber stehen 27,2 Prozent der Patienten, die in den anderen bundesdeutschen CAC behandelt wurden. 32,2 Prozent der Patienten, die im CAC am Krankenhaus Nordwest aufgenommen wurden, konnte nach einer intensivmedizinischen Behandlung mit gutem neurologischen Ergebnis entlassen werden. Damit
liegt die Erfolgsquote des CAC am Krankenhaus Nordwest rund 11 Prozent über dem Durchschnitt der 80 anderen Cardiac Arrest Center in Deutschland.

Übersicht der Kennzahlen des CAC am Krankenhaus Nordwest in 2020 im Vergleich zu den anderen 80 CAC in Deutschland:

Teamerfolg:
hervorragende Überlebensraten

Der große Erfolg des CAC am Krankenhaus Nordwest gründet sich auf die umfassende und hervorragende Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen: Die Rettungskette mit immer wieder betonter Notwendigkeit zur Laien-Reanimation und der Einsatz von automatischen externen Defibrillatoren (AED) stehen am Anfang. Wir wissen dank modernster Kommunikationstechniken über die Onlineplattform IVENA (Interdisziplinärer Versorgungsnachweis) bereits gut 15-20 Minuten vor dem Eintreffen des Patienten, dass solch ein Notfall-Patient kommt und können das Notfall-Team, das heißt Mitarbeiter in der Notfall-Pflege, Notfall- und Intensivärzte, Kardiologen, Röntgen, Labor, Herzkatheter-Team und andere, alarmieren und den Schockraum vorbereiten. Alle Beteiligte sind in  regelmäßigen Abständen umfangreich auch extern trainiert sowie geprüft und haben die umfassenden Techniken der Wiederbelebung nach den ERC-Kursen (European Resuscitation Council) absolviert.

Patienten des Krankenhauses Nordwest kommt zugute, dass wir hier ein Haus der kurzen Wege sind und andere Fachdisziplinen zeitnah hinzuziehen können. Zum Beispiel die Unfallchirurgie, wenn es im Rahmen des Kreislaufstillstandes zu ernsthaften Verletzungen gekommen ist, oder auch die Neurologie und Neuroradiologie, wenn sich bei der Erstuntersuchung Hinweise auf eine Hirnschädigung ergeben. Nicht selten werden wiederbelebte Menschen rasch einer invasiven kardiologischen Untersuchung zugeführt. All dieses in einer 24/7-Verfügbarkeit Trainierter und Qualifizierter mit sehr kurzen Alarmierungszeiten.

Der weitere intensivmedizinische Verlauf ist in aller Regel von einer Temperaturkontrolle (Hypothermie) geprägt, mit Hilfe derer man die  neurologischen Folgen günstig beeinflussen kann. Differenzierte Beatmungs- und Sedationsverfahren sind ebenfalls langjährig im Einsatz wie auch eine standardisierte neurologische Beurteilung der nach Wiederbelebung bestehenden Folgen. Frührehabilitation bereits während der Phase der Intensivmedizin besitzt einen hohen Stellenwert.

Sollte es zu irreparablen Hirnschädigungen gekommen sein, werden nach standardisierten und vorgegebenen Plänen alle erforderlichen Untersuchungen durchgeführt bis hin zur Frage der Feststellung des Hirntodes.

Überlebensrate hängt von der Kompetenz aller Beteiligter ab

Während der ganzen Zeit ist die Angehörigenbetreuung ein sehr wichtiger Eckpfeiler der Patientenbehandlung. Die Angehörigen sind wichtig, um den Behandlern die Grundhaltungen und Erwartungen der wiederbelebten Menschen zu übermitteln: Wollen diese alles Machbare an Medizin? Wollten sie überhaupt wiederbelebt werden? Und auch, falls ein Hirntod festgestellt wird: Wollte der Mensch seine Organe spenden?

Die Behandlung wiederbelebter Menschen ist aufwendig, sehr komplex und betrifft viele Mitarbeiter in ihren jeweiligen Schwerpunkten. Dazu gehören auch standardisierte Nachbesprechungen nach Wiederbelebungen und Fallkonferenzen, um aus den jeweiligen Verläufen lernen zu können und immer wieder die erfolgten Maßnahmen kritisch zu hinterfragen.

Die Resultate der Behandlungserfolge wie auch deren Misserfolge werden anonymisiert in ein nationales Register eingebracht, damit hieraus wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung der Behandlung dieser schwerstkranken Menschen abgeleitet werden können.

Das zertifizierte CAC ist eine externe Anerkennung der hier gelebten Standards und verfügbaren Expertise – sowohl für die interne Motivation als auch für externe Notfallhelfer, die bestätigt bekommen, dass hier nach strengen und geprüften Kriterien alles Menschenmögliche zum Wohle dieser  existenziell bedrohten Menschen getan wird.

 

Verantwortliche und Beteiligte des CAC sind mit ihren Abteilungen:

Medizinische Klinik (Prof. Dr. med. Siegbert Rossol, M.Sc.) mit Intensivstation (Daniel Wastl) und Kardiologie (Dr. med. Gerhard Cieslinski, M.A.), Klinik für Anästhesiologie, Operative Intensivmedizin und Schmerztherapie (Prof. Dr. med. Oliver Habler), Klinik für Neurologie (Prof. Dr. med. Uta Meyding-Lamadé), Zentralinstitut für Labormedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (Prof. Dr. med. Klaus-Peter Hunfeld, MPH), Institut für Radiologie (Prof. Dr. med. Markus Düx), Institut für Neuroradiologie (Prof. Dr. med. Bodo Kress), Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie (Dr. med. Sven Rogmans), Pflegedirektion (Martin Hußing), Medizinische Klinik am Hospital zum Heiligen Geist (Prof. Dr. med. Rainer Duchmann), Qualitäts- und Risikomanagement (Roland Koch-Wöhlte).

Dr. med. Cieslinski M.A.
Leitung

Dr. med. Gerhard Cieslinski, M.A.

Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Notfallmedizin, Sportmedizin, Spezielle Internistische Intensivmedizin, Weiterbildungsermächtigungen für Kardiologie (36 Monate) und Spezielle Internistische Intensivmedizin (24 Monate)

Telefon
Fax (069) 7601 - 3649