Krankenhaus Nordwest

PLATON, PARAGON und Co. Moderne wissenschaftliche Netzwerkstrukturen des IKF – Plattformen für die zielgerichtete Krebstherapie

Die zielgerichtete Behandlung von Krebspatienten nimmt in der modernen Medizin einen immer größeren Stellenwert ein. Die zukünftige Krebsmedizin muss klinisch relevante Mutationen in krebsassoziierten Genen detektieren und ein umfassendes molekulares Tumorprofil erstellen können, um geeignete Therapieoptionen für den jeweiligen Patienten zu identifizieren.

von Priv.-Doz. Dr. med. Thorsten Oliver Götze

Die von der IKF Klinische Krebsforschung GmbH am Krankenhaus Nordwest in Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinisch-Onkologische Forschung geschaffene Netzwerk-Plattform PLATON (Platform for Analyzing Targetable Tumor Mutations) ist eine Registerplattform, die routinemäßig erhobene klinische Daten mit molekularen Tumorprofilen aus Next-Generation-Sequencing (NGS) Analysen und Behandlungsinformationen des individuellen Patienten kombiniert. Diese Informationen können in einem weiteren Schritt mit laufenden klinischen Studien aus dem Netzwerk der beteiligten Partner kontextualisiert werden.

PLATON stellt übergeordnet eine interaktive Plattform für laufende oder geplante klinische Studien auf molekularer Basis dar. Forscher können die Plattform für die Suche nach klinischen Studien verwenden, die auf das individuelle molekulare Profil ihrer Patienten abgestimmt sind. Eine weitere Behandlungsoption stellt der zusätzliche Bericht der Next-Generation- Sequencing Analyse dar, der konkrete Behandlungsempfehlungen gibt.

Mit der routinemäßigen Verfügbarkeit von NGS-Datensätzen der teilnehmenden Patienten werden die behandelnden Ärzte befähigt, die optimale Therapie für ihre Patienten zu finden. Krebserkrankungen können zwischen den verschiedenen Entitäten aber auch innerhalb einer Entität selbst sehr divers sein und es gibt keine Therapie, die bei allen Patienten in gleicher Weise effektiv ist. Daher muss, um die optimale Therapie zu finden, auch eine möglichst detaillierte Diagnose gestellt werden. Das ist heute und in Zukunft nur mit dem genetischen Profiling (sogenannte Sequenzierung) möglich. Dies lässt PLATON heute schon Realität werden. Durch die Zusammenarbeit mit exklusiven Partnern aus Pharma- und Gesundheitswesen sind wir in der Lage, der Forschungslandschaft in Deutschland ein einzigartiges und exklusives Werkzeug zur Verfügung zu stellen, um den Patienten bereits heute die Therapie von morgen zugute kommen zu lassen.

PLATON ist daher kein gewöhnliches Register, sondern eine zukunftsweisende, interaktive Plattform, u.a. für den zentrenübergreifenden Austausch zu neuartigen Analysemethoden und die Weiterentwicklung fortschrittlicher Krebstherapien. PLATON umfasst dafür einen moderierten Chatroom, in dem der Behandler die Behandlungs- und Studienempfehlungen mit Kollegen diskutieren kann. Fundament dieses Austauschs wird sein, dass grundlegende, pseudonymisierte Basisdaten (Alter, Indikation, Mutationsprofil, gewählte Behandlung und Behandlungserfolg) der Patienten, selbstverständlich unter Berücksichtigung jeglicher datenschutzrechtlicher Vorgaben, in Zusammenhang mit ihrer Therapie und dem jeweiligen Outcome zur Verfügung gestellt werden – für alle teilnehmenden Ärzte sichtbar. Diese Art des Austauschs und die daraus resultierende Behandlung wird die Zukunft der Krebsmedizin neu definieren.

PLATON dokumentiert zudem die Behandlung aller Antitumor-Therapien wie Art  der Therapie, Therapiedauer, Datum der Progression usw., um hierdurch prädiktive Marker zu identifizieren und Daten zu gewinnen, die Aufschluss darüber geben, welche Therapie und in welcher Form gezielte Therapien wirken können.

Durch solche Netzwerk-Konstrukte wird es möglich sein, den Patienten in die zu ihm und seinem Profil passende Studie zu bringen oder schlichtweg Patienten präziser zu behandeln. Zusammenfassen kann man dies unter dem Stichwort „Personalisierte Medizin“.

Eine weitere, organbezogene Plattform aus der Feder des IKF stellt PARAGON dar. PARAGON ist das völlig neue, prospektive und permanente Pankreaskarzinom-Studienregister in Deutschland. Bereits  im Jahr 2014 wurde durch das Institut für Klinisch-Onkologische Forschung des Krankenhauses Nordwest die „QoliXane- Studie“ zur Lebensqualität von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom unter Therapie mit NabPaclitaxel/Gemcitabin ins Leben gerufen, an der sich bundesweit mehr als 90 renommierte Zentren beteiligten und in die bis Ende 2017 600 Patienten eingeschlossen wurden. Im Rahmen dieser Studie wurden erstmals detaillierte, sogenannte Real-Life-Informationen über die Lebensqualität (QoL) von Patienten unter Erstlinientherapie mit  der genannten Standard of Care Chemotherapie-Kombination bei Pankreaskarzinom-Patienten erhoben. Die Ergebnisse der Qolixane wurden bereits auf nationalen und internationalen Kongressen vorgestellt. Die finale Analyse wird noch  in diesem Jahr publiziert.

Nach dem großen Erfolg der „QoliXane- Studie“ steht nun das Folgeprojekt, ein permanentes Studienregister, in den Startlöchern. PARAGON: Platform for Outcome, Quality of Life and Translational research on Pancreatic Cancer.

Auch PARAGON stellt eine Krebsbehandlungsplattform dar. PARAGON wird erstmalig dazu führen, dass eine komplette Patientenhistorie von Beginn der Erkrankung bis zur letzten Line erfasst werden wird. Es werden Informationen von unschätzbarem Wert für die zukünftige Behandlung von Patienten mit Pankreaskarzinom generiert und der klinischen Krebsforschung neue Optionen und Einblicke eröffnet.

PARAGON wird neue Informationen liefern, und dadurch Ansätze bieten, die Therapieverläufe und Behandlungssequenzen im Real-Life-Setting zu optimieren.

 

Ärztlicher Direktor

Prof. Dr. med. Salah-Eddin Al-Batran

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