Krankenhaus Nordwest

Hallux valgus – Vorteile einer OP mit Magnesiumschraube

„Die Füße tragen uns soweit sie können“. Täglich machen wir zwischen 1.500 (Büromensch) und 18.000 (Briefträger) Schritte, die World Health Organization (WHO) empfiehlt etwa 10.000 Schritte täglich zur Gesundheitsförderung. Es ist belegt, dass damit der Blutdruck und Cholesterinspiegel sinken, das Diabetesrisiko verringert wird, der Stoffwechsel angeregt und der Kalorienverbrauch gesteigert wird. Voraussetzung ist allerdings, dass die Füße uns tragen. Zahlreiche Verletzungen und Verletzungsfolgen der Füße können dies behindern. Daneben gibt es zahlreiche Formveränderungen der Füße, die zu erheblichen Problemen beim Gehen führen können. Eine der häufigsten Fehlstellungen ist der Hallux valgus. Im fortgeschrittenen Stadium ist meist eine OP angeraten.

Unter Hallux valgus versteht man das Abweichen der Großzehe (1. Strahl) nach lateral. Etwa 23 Prozent der Bevölkerung sind davon in unterschiedlichem Ausmaß betroffen, deutlich häufiger Frauen. Die Ursachen für einen Hallux valgus sind vielfältig. Neben einer familiären Disposition kommen entzündliche Systemerkrankungen und traumatische Veränderungen in Frage. Auch die Wahl der Schuhe beeinflusst die Entstehung der Veränderung. Allerdings darf der Hallux valgus nicht als Erkrankung des ersten Strahls alleine verstanden werden, sondern als eine komplexe Veränderung des gesamten Vorfußes. Oft liegt die Ursache in der zunehmenden Verbreiterung des Mittelfußes, d. h. die Mittelfußknochen weichen durch eine Abflachung des Fußquergewölbes immer weiter auseinander. Neben der sichtbaren Fehlstellung, die im Laufe der Zeit immer weiter zunimmt, kommt es zu Schmerzen, Verdrängung der Nachbarzehen und Ausbildung einer entzündlichen Schwellung am medialen Fußrand über dem Großzehengrundgelenk.

Behandlungsschritte

Der erste Behandlungsschritt ist die symptomatische Therapie mit Schmerztherapie. Je nach klinischem Befund kann eine Einlagenversorgung notwendig und sinnvoll sein. Spezielle orthopädische Schuhzurichtungen oder Lagerungsschienen (meist für die Nacht) können die Beschwerden lindern. Da die Fehlstellung oft im Verlauf der Zeit zunimmt, ist als nächster Schritt, die Indikation zur Operation zu prüfen. Es gibt weit mehr als 100 verschiedene Operationsverfahren. Allen Verfahren gemeinsam ist das Ziel, die Fehlstellung der Großzehe zu beheben und dauerhaft zu beseitigen. Dabei werden die Muskelkräfte, die die Großzehe nach lateral ziehen, beseitigt. Die Sesambeine werden unter dem ersten Mittelfußknochen rezentriert. Überschüssiger Knochen wird abgetragen und die Fehlstellung des ersten Strahles wird korrigiert. Welche Operation richtig und sinnvoll ist, kann nur im Rahmen der klinischen und radiologischen Untersuchung entschieden werden. Die Operationsverfahren sind schon lange etabliert und seit vielen Jahren erfolgreich in Gebrauch.

Schrauben aus Magnesium – Keine Folge-Operation nötig

Neu ist allerdings die Art der Stabilisierung nach derartigen knöchernen Korrekturen. Wurden bisher Schrauben oder Drähte aus Titan oder Stahl verwendet, die nach einiger Zeit wieder entfernt werden mussten, verwenden wir seit kurzem auch Schrauben aus Magnesium. Diese haben den Vorteil, dass sie sich auflösen und daher nicht entfernt werden müssen.

Dies erspart den Patienten einen zweiten operativen Eingriff. Dieser metallische Werkstoff wird im Knochen abgebaut, ähnelt aber in seinen bio-mechanischen Eigenschaften dem Titan. Positiv wirken sich auch die osteoinduktiven Eigenschaften des Implantates aus. Dies bedeutet, dass das Knochenwachstum angeregt wird. Im Röntgenbild ist die Magnesium-Schraube anfangs nur schemenhaft zu sehen. Nach etwa einem Jahr ist die Schraube nahezu vollständig aufgelöst und durch Knochen ersetzt.

Nach wie vor kommen auch herkömmliche Titanschrauben und -drähte zum Einsatz. Allerdings erhoffen wir uns eine deutliche Verbesserung der Patientenzufriedenheit durch diese neuartige Möglichkeit.

Je nach Knochenqualität und Art der Operation darf der Patient wieder frühzeitig den Fuß in einem Spezialschuh belasten. Zusätzliche Physiotherapie hilft, die Beweglichkeit der operierten Zehe wieder herzustellen und verhindert Bewegungseinschränkungen. Die sorgfältige Vorbereitung, Planung und Nachsorge sind neben der eigentlichen Operation wichtige Schritte im Rahmen unserer Therapie des Hallux valgus.

Chefarzt

Dr. med. Sven Rogmans

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt für Chirurgie, Schwerpunkt Unfallchirurgie, Zusatzbezeichnung: Notfallmedizin, fachgebundene Röntgendiagnostik, ATLS-Provider

Telefon
Fax (069) 7601 - 3650
E-Mail celik.goenuel(at)khnw(dot)de