Krankenhaus Nordwest

DFG fördert mehrjährige Studie zu Gallenblasenkrebs am Institut für Klinisch-Onkologische Forschung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die vom Institut für Klinisch-Onkologische Forschung (IKF) am Krankenhaus Nordwest ins Leben gerufene Studie „GAIN“ mit rund 800.000 Euro. Damit soll eine neue Kombination aus Chemotherapie und Operation gegen den besonders malignen Gallenblasenkrebs erprobt werden.

Mit der Behandlung des inzidentellen oder auch okkulten Gallenblasenkarzinoms im Rahmen von GAIN stellt sich das IKF einer besonderen Herausforderung. Diese Form von Gallenblasenkrebs stellt mit rund zwei Drittel aller Fälle den Löwenanteil der Gallenblasenkarzinome. Die initiale Cholezystektomie erfolgt aus benignen Gründen, postoperativ wird jedoch am Cholezystektomiepräparat der Zufallsbefund eines okkulten beziehungsweise inzidentellen Gallenblasenkarzinoms durch den Pathologen festgestellt. Das Gallenblasenkarzinom selbst verrät sich kaum durch Frühsymptome, was es für die Betroffenen umso gefährlicher macht.

Insgesamt ist das Gallenblasenkarzinom die fünfthäufigste Krebsform des Verdauungstrakts und hat mit einer 5-JahresÜberlebensrate von gerade einmal fünf Prozent auch heute noch eine sehr schlechte Prognose. Selbst wenn alles tumorverdächtige Gewebe im Rahmen einer radikalen Operation entfernen werden kann, lässt sich die 5-Jahres-Überlebensrate dadurch bislang nicht suffizient verbessern.

Auf einen Zeitraum von insgesamt sechs Jahren angelegt, verfolgt die Studie einen modernen, multimodalen Therapieansatz: Dabei besteht die Behandlung aus zwei Komponenten – einer perioperativen Chemotherapie und der radikal onkologischen Komplettierungsoperation nach bereits initial erfolgter Cholezystektomie. Dieser Arm wird verglichen mit dem bisherigen Standardvorgehen, der alleinigen radikalen Komplettierungsoperation.

Denn der Versuch, Patienten mit einem inzidentellen Gallenblasenkarzinom allein durch das Messer zu heilen, gilt derzeit als nahezu aussichtslos. Ob sich diese Situation der Patienten durch eine chemotherapeutische Vor- und Nachbehandlung mit Gemcitabine und Cisplatin aber tatsächlich verbessern lässt, kann nur eine randomisierte Studie klären. Grund zur Hoffnung gibt es, denn immerhin kommen beide Zytostatika bereits seit Jahren erfolgreich im Kampf gegen ganz unterschiedliche Krebsarten zum Einsatz

Bei GAIN handelt es sich bereits um eine sogenannte Phase-III-Studie: Gelingt hierbei der Nachweis, dass sich mit ihrem Ansatz Patienten wirksamer behandeln lassen, als mit den bisherigen Verfahren, würde das möglicherweise einen neuen therapeutischen Standard deutschlandweit, wenn nicht sogar weltweit, etablieren. Der Vorteil für Patienten, die auf eine echte kurative Therapie warten, liegt auf der Hand: Neue Medikamente müssten nicht erst jahrelang komplett neu entwickelt und zugelassen werden. An der Studie sollen rund 50 medizinische Zentren in Deutschland mit bis zu 300 Patienten teilnehmen. Bei der Umsetzung erhält die GAIN-Studie daher neben der Förderung durch die DFG auch Schützenhilfe
durch die Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Leber-, Galle- und Pankreaserkrankungen (CALGP) sowie der Assoziation Chirurgische Onkologie (ACO) der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Wissenschaftlicher und organisatorischer Dreh- und Angelpunkt der Forschung wird das Institut für Klinisch-Onkologische Forschung unter Leitung des Ärztlichen Direktors Prof. Salah-Eddin Al-Batran sein.

Die Begutachtungsgruppe „Klinische Studien“ der DFG hatte zuvor in ihrer Beurteilung GAIN ausdrücklich als „hochrelevant und zeitgemäß“ bezeichnet und das Studiendesign gelobt. Die Förderung durch die DFG ist eine Bestätigung und Anerkennung für die Trägerinstitutionen des Instituts, das Krankenhaus Nordwest und das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt (UCT). Die renommierte DFG bewilligt pro Jahr nur wenige ausgesuchte Projekte, die als wissenschaftlich besonders wertvoll angesehen werden.

Stv. Leitung

Prof. Dr. med. Thorsten Götze