Krankenhaus Nordwest

14.000 km Entfernung – Das Brunei-Projekt aus neuroradiologischer Sicht

Seit September 2010 betreibt das Institut für Neuroradiologie gemeinsam mit der Klinik für Neurologie in Zusammenarbeit mit einem lokalen Team unter der Leitung des Chief Radiographer Varghese Paulouse die Neuroradiologie des Jerudong Park Medical Center in Brunei. In dieser Zeit wurden mehr als 13.300 Untersuchungen befundet, davon etwa 20 Prozent unter Notfallbedingungen. Das ist eine besondere Aufgabe, da unter Notfallbedingungen die Zeit von Beginn der Untersuchung bis zum Abschluss des schriftlichen Befunds 30 Minuten nicht überschreiten darf – auch über die weite Entfernung zwischen Deutschland und Asien. Durch ausgeklügelte technische Lösungen wird diese Zeitvorgabe ebenso wie die DIN 6868-159 (Teleradiologie nach RöV) regelhaft eingehalten. Ein maßgeschneiderter, effizienter und qualitätsgesicherter Workflow ist hier entscheidend.

von Prof. Dr. med. Bodo Kress
Chefarzt des Instituts für Neuroradiologie am Krankenhaus Nordwest

Arbeitsalltag: Der leitende Oberarzt Dr. med. Andreas Gottschalk beginnt seinen Arbeitstag jeden Morgen – zumin- dest mental – in Asien. Da in der europäischen Winterzeit eine Zeitdifferenz zwischen Frankfurt und Brunei von sieben Stunden besteht, neigt sich der Arbeitstag in Brunei jedoch bereits dem Ende zu. Wenn Dr. med. Gottschalk am Morgen sein Bildbetrachtungsprogramm (PACS) öffnet, findet er neben den bereits vom Bereitschaftsdienstarzt der Neuroradiologie in Frankfurt befundeten bruneiischen Notfalluntersuchungen einige nicht notfällige Kernspintomografieuntersuchungen, denen er sich jetzt widmen muss, damit sie pünktlich vor dem asiatischen Dienstschluss noch das Sultanat Brunei erreichen.

Um 9.15 Uhr (16.15 Uhr bruneiische Zeit) stellt Dr. med. Gottschalk dann alle Bilder per Videokonferenz den neurologischen Kollegen in Brunei vor und diskutiert mit ihnen die klinischen Konsequenzen. Neben der reinen Bildbefundung sind diese „Demonstrationen“ eine wichtige Arbeitsmethode von Neuroradiologen. So werden Befunde besser und komplett verstanden und komplizierte Befunde können ausreichend diskutiert werden. Dank einer speziellen Software können z. B. Röntgenbilder gezeigt und interaktiv besprochen werden. Diese Demonstrationssitzungen mit Ärzten des Krankenhauses Nordwest sowie der Klinik für Neurologie, der Klinik für Onkologie und Hämatologie und der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie aus Brunei werden sechs Mal pro Woche durchgeführt.

Gegen 10.00 Uhr beendet Dr. med. Gottschalk die Videokonferenz mit dem guten Gefühl, dass alle Befunde klar kommuniziert sind und die Kollegen der Neurologie in Südostasien auf dieser Basis den Patienten helfen können. Jetzt muss er schnell von Englisch auf Deutsch umschalten, denn ein ambulanter Patient im Wartezimmer in Frankfurt wartet darauf zu erfahren, was sich bei seiner Untersuchung hier im Krankenhaus Nordwest ergeben hat. Der normale Arbeitstag beginnt.

Der Wechsel zwischen den Sprachen und auch die kleinen täglichen Ausflüge per Videokonferenz in das ferne Brunei sind eine willkommene Abwechslung. Wenn es mal Situationen gibt, die telemedizinisch nicht regelbar sind, fliegen die Neuroradiologen des Krankenhauses Nordwest auch mal nach Brunei, um neuroradiologische Gefäßinterventionen (Aneurysma-Coiling, Angiomembolisation) durchzuführen.

Kontakt

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Institut für Neuroradiologie
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E-Mail guengoer.barut.tamam(at)khnw(dot)de