Hospital zum Heiligen Geist

Interdisziplinäres Endoprothetikzentrum – Erfolgreiche Endoprothetik des Hüft- und Kniegelenks

Seit über 40 Jahren wird die Endoprothetik des Hüft- und Kniegelenks im Hospital zum Heiligen Geist auf höchstem Niveau durchgeführt. Seit drei Jahren ist die Klinik für Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Thomas Forer als Endoprothetikzentrum (EPZ) zertifiziert. Diese Qualitätsoffensive, die durch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), die Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik (AE), die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und den Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) getragen wird, hat in nur kurzer Zeit regen Zuspruch gefunden, so dass sich mittlerweile über 500 Kliniken in Deutschland den anspruchsvollen Anforderungen des Zertifizierungssystems erfolgreich gestellt haben.

Strenge Zertifizierungskriterien

Wesentliche Eckpunkte der Zertifizierung sind eine Mindestqualifikation für die sogenannten Hauptoperateure, also die Ärzte, die hauptverantwortlich Endoprothetik betreiben. Im Hospital zum Heiligen Geist werden jährlich rund 200 Endoprothesen an der Klinik operiert. Die Komplikationsquoten sind dabei äußerst streng definiert; in einer Vielzahl von zu erhebenden sogenannten Qualitätsindikatoren darf z. B. eine gewisse OP-Zeit nicht überschritten werden. Die Infektions- und Luxationsrate muss jährlich unter 2 Prozent bzw. unter 4 Prozent liegen. Postoperative Messkriterien dürfen einen gewissen Zielbereich nur in Ausnahmefällen verlassen und die Anzahl an operativ verursachten Frakturen muss minimal sein, um nur einige Kriterien zu nennen. Das Qualitätsmanagement nimmt in diesem Zusammenhang einen zentralen Stellenwert ein. Der jährliche Qualitätszirkel, die kontinuierliche Unterstützung und Förderung risikominimierender Maßnahmen sowie die Implementierung des CIRS-Meldesystems (anonymisiertes Berichtssystem für sicherheitsrelevante Ereignisse im Krankenhaus) sind hierbei wichtige Instrumente.

Institutionelle Besprechungen zur Patientenvorstellung, zur OP-Vorbereitung, zum Komplikationsmanagement (Morbiditäts und Mortalitätskonferenz), zu den Röntgenbefunden sowie, im Bedarfsfall, die regelmäßig stattfindende Tumorkonferenz sind unabdingbare Bestandteile der Zentrumsanforderungen. Das EPZ kooperiert eng mit den beteiligten Kliniken und Instituten, um die entsprechenden hohen Anforderungen erfüllen zu können.

Enge Kooperation mit beteiligten Kliniken und Instituten

Die Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Hospital zum Heiligen Geist ist eng in das Gesamtkonzept und die teilweise speziellen Besonderheiten der Endoprothetik eingebunden und stellt ausreichende Intensivkapazitäten und eine differenzierte Schmerztherapie bereit. Sämtliche radiologische Untersuchungen inklusive der für die PC-gestützte Operationsplanung erforderlichen Röntgen-Ganzbeinstandaufnahmen können im Hospital im Radiologischen Zentralinstitut durchgeführt werden. Eine erste Qualitätskontrolle wird durch eine BV-gestützte Röntgenaufnahme bereits vor dem Verlassen des OP durchgeführt und dokumentiert. Die gefäßchirurgische, internistische und neurologische Betreuung ist im Hospital zum Heiligen Geist ebenfalls gewährleistet.

Die gerade im Rahmen von Wechseleingriffen subtil zu erstellenden antibiotischen Therapien werden mit dem Zentralinstitut für Labormedizin, Mikrobiologie und Krankenhaushygiene (Chefarzt Prof. Dr. med. Klaus-Peter Hunfeld) gemeinsam festgelegt und bieten eine wichtige Grundlage für den Behandlungserfolg. Neu ist die Möglichkeit der Sonikation, also der schonenden Ablösung von in sogenannten Biofilmen organisierten Mikroorganismen, durch die Oberflächenbehandlung von Implantaten mit hochfrequenter Energie im Ultraschallbad. Nach der Sonikation wird die Sonikationsflüssigkeit mikrobiologisch daraufhin untersucht, ob sich am Implantat infektiöse Mikroorganismen festgesetzt haben. Mit dieser Möglichkeit wurde die Diagnostikpalette auf ein bundesweites Spitzenniveau angehoben.

Das Pathologische Institut mit der entsprechenden Diagnostik sowie die Radioonkologie mit der Möglichkeit der Bestrahlung zur Ossifikationsprophylaxe runden das perioperative diagnostische und therapeutische Spektrum ab. Im Mittelpunkt des Zentrums, wie auch der Schwerpunkt der gesamten Arbeit, ist und bleibt natürlich der Patient; das darf bei aller Zertifizierungseuphorie nicht vergessen werden.

Erste Eindrücke können Interessierte im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Patientenabende am Hospital zum Heiligen Geist gewinnen, bei denen das Experten-Team der Klinik Interessierten zum Thema „Endoprothetik“ Frage und Antwort steht. Im Falle der Therapiebedürftigkeit erfolgt dann die Einweisung in die Sprechstunde, wo die Patienten individuell untersucht und beraten werden.

Sozialdienst und Pflege

Um die Versorgung rund um die operative Therapie sowie den Aufenthalt und darüber hinaus kümmert sich der Sozialdienst. Bereits vor der stationären Aufnahme, in der Regel direkt nach der Indikationsstellung in der Sprechstunde, die zweimal wöchentlich stattfindet, nehmen die Patienten telefonisch Kontakt auf, um die Möglichkeiten und Modalitäten der Anschlussheilbehandlung anhand des OP-Termins zu besprechen und festzulegen. Es gelingt somit nahezu lückenlos, die Patienten nach abgeschlossener Behandlung direkt in die Reha-Kliniken zu verlegen, ohne lästige Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen. Die Patientenzufriedenheit ist dadurch spürbar auf hohem Niveau.

Andere Aspekte der Patientenzufriedenheit (Essen, Pflege, hygienische Zustände, operatives Ergebnis etc.) werden durch jährliche retrospektive Befragungen erhoben und statistisch ausgewertet. Entsprechende Maßnahmen werden im Rahmen des EPZ-Qualitätszirkels abgeleitet und mit den verantwortlichen Bereichsleitern der Pflege abgestimmt.

Die Pflege nimmt ebenfalls im EPZ eine zentrale Rolle ein. Sämtliche Therapieschritte und Behandlungspfade sind als Standard Operating Procedures (SOP) geregelt und vom Qualitätsmanagement zentral verwaltet. Es wird hierbei gerade auch neuen Mitarbeitern unmittelbare Handreichung zu den Kernprozessen ermöglicht. Ebenso wie die Physiotherapeuten müssen auch die Pflegekräfte mit den Besonderheiten der Mobilisation bestens vertraut sein. Um dies nicht nur in den Spezialstationen zu gewährleisten, sondern um auch ein Verständnis aller pflegerischen Mitarbeiter im Haus zu ermöglichen, finden seit diesem Jahr regelmäßige Endoprothetik-Veranstaltungen im Rahmen der innerbetrieblichen Pflegefortbildung statt. Hierbei sollen die verschiedenen Sichtweisen der Endoprothetik (Operateur, Anästhesie, Schmerztherapie, Physiotherapie und natürlich die Pflege) für alle von allen verständlich vorgestellt werden.

Die Physiotherapie sorgt für die fachgerechte Mobilisation bereits direkt postoperativ am OP-Tag. Neben der Anwendung von Bewegungsschienen zur passiven Mobilisation in der Knieendoprothetik stehen vor allem die aktive Mobilisierung und die Anleitung zur Eigenübung im Mittelpunkt. Die langjährig berufserfahrenen Therapeuten können sich auf ihrer Erfahrung jedoch keineswegs ausruhen. Ein engmaschiges Fortbildungskonzept muss jährlich prospektiv erarbeitet und umgesetzt werden.

Endoprothetikzentrum (EPZ) am Hospital zum Heiligen Geist

Die Klinik für Orthopädie, Wirbelsäulen- und Unfallchirurgie am Hospital zum Heiligen Geist darf sich seit 2014 Endoprothetikzentrum (EPZ) nach der EndoCert-Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) nennen. Die Auszeichnung erhielt die Klinik nach einem intensiven und strengen Prüfverfahren.

Die EndoCert-Initiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) hat sich zum Ziel gesetzt, eine qualitativ hochwertige Durchführung von endoprothetischen Eingriff en sicherzustellen. Um die Qualität der endoprothetischen Versorgung zu erhalten und zu verbessern, ist ein hohes Maß an Spezialisierung, Kompetenz und Erfahrung erforderlich. Die DGOOC hat daher gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik (AE) und dem Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) eine Initiative zur Zertifi zierung medizinischer Einrichtungen für den Gelenkersatz entwickelt. Seit Oktober 2012 können sich medizinische Einrichtungen als EndoProthetikZentrum (EPZ) und als EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax) zertifi zieren lassen, wenn die Erfüllung der aufgestellten Anforderungen in einem Audit nachgewiesen wird.

Ziel: Senkung der Komplikationsraten

Die Zentrumsanforderungen für den OP-Bereich sind besonders hoch. Alleine die gesetzlichen Vorschriften zur Hygiene und Aufbereitung erfordern hohe personelle Kapazitäten. Maßgebend sind hier die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Die Verwaltung unseres Konsignationslagers, das alle erforderlichen Implantate in ausreichender Zahl vorhält, ist ohne speziell geschultes Personal undenkbar.

Die logistischen Herausforderungen zur Sicherstellung der Versorgung gelingen in enger Zusammenarbeit mit dem Prothesenhersteller. Sämtliche Prozesse sind auch hier schriftlich zu fixieren. Der Umgang, die Auswahl und die potenzielle Entsorgung sind individuell geregelt. Eine Kooperation mit der Zentralsterilisation sichert stets eine ausreichende Verfügbarkeit der für die Implantation erforderlichen Instrumente. Eventuelle Materialprobleme müssen zudem an das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte gemeldet werden.

Vor der Einführung von neuen Prothesenkomponenten muss eine Schulung durch die Firma sowie die Hospitation in entsprechenden Referenzkliniken angeboten werden. Letztere konnte das Team des Endoprothetikzentrums z. B. in der HELIOS Endoklinik in Hamburg in Anspruch nehmen. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich unser EPZ zudem als Referenzklinik für Knieendoprothetik für die Firma LINK qualifiziert, so dass in regelmäßigen Abständen nun auch Hospitanten aus dem Ausland (z. B. Malaysia, Serbien, Kuwait, Türkei, China) Eindrücke von der Arbeit in unserem Zentrum gewinnen können.

„Wie lange hält eigentlich mein neues Gelenk?“ Um die Fragen unserer Patienten hinsichtlich Haltbarkeit des implantierten Gelenkes beantworten zu können, nehmen wir seit zwei Jahren am Endoprothesenregister Deutschlands (EPRD, www.eprd.de) teil. Hierbei werden die verwendeten Komponenten, Patienten- und Krankenkassendaten sowie Operateur, OP-Datum und Eingriffsart elektronisch an das Register gesendet. Seit der Einführung in Deutschland vor fünf Jahren sind bereits über 400.000 Eingriffe bundesweit registriert worden. Im Herbst dieses Jahres wird die erste Auswertung zu Implantats-Standzeiten sowie hausspezifischen Komplikationsraten erwartet. In anderen Ländern (z. B. in Schweden gibt es solche Register bereits seit mehr als 20 Jahren) konnte die allgemeine  Komplikationsrate durch diese Maßnahme drastisch gesenkt werden. Wenn die ohnehin sehr geringen Komplikationszahlen auch hierzulande dadurch weiter reduziert werden könnten, wäre ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte der Endoprothetik geschrieben.

Rückblick

Zusammenfassend können wir im dritten Jahr nach der Zertifizierung, die jedes Jahr mittels eines externen Audits bestätigt werden muss, feststellen, dass sich die Endoprothetik im Hospital zum Heiligen Geist durch die Vielzahl der qualitätssichernden Maßnahmen überregional vergleichbarer gemacht hat: Der Eindruck von der „sehr guten Endoprothetik“, die jahrzehntelang subjektiv eingeschätzt wurde, ist nun objektiviert worden. Es hat sich letztlich vor allem die Prozessqualität deutlich verbessert, die Ergebnisqualität ist dabei weitgehend stabil geblieben. Diese Sichtweise deckt sich mit den Ergebnissen einer bundesweiten Umfrage, die auf dem diesjährigen Endoprothetik-Kongress in Berlin im Rahmen der Veranstaltung „Fünf Jahre EPZ – was hat es uns gebracht“ vorgestellt wurden.

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