Gute Lebensqualität trotz Krebs – Onkologische Sporttherapie lindert Fatigue-Syndrom

In Deutschland nimmt die Zahl an Krebsneuerkrankungen ständig zu. Dank neuer Behandlungsverfahren hat sich die Perspektive für die meisten Krebspatienten auch in fortgeschrittenen Stadien entscheidend verbessert. Neben Operationen, Chemo-, Hormon-, Immun- und Strahlentherapie hat sich ein weiterer wichtiger Bereich zur Verbesserung der Lebensqualität im Rahmen einer modernen, wirksamen und nachhaltigen Krebstherapie etabliert: die onkologische Sporttherapie.

Individuell gestaltetes Sport- und Bewegungsprogramm

In der Klinik für Onkologie und Hämatologie am Krankenhaus Nordwest wird bereits seit zehn Jahren in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportmedizin der Goethe-Universität und der „Stiftung Leben mit Krebs“ ein kontrolliertes Sportprogramm für Krebspatienten angeboten. Ziel dieser Kooperation war die Klärung der Frage, inwieweit krankheits- und therapiebedingte Symptome durch eine regelmäßige und auf den jeweiligen Patienten abgestimmte, körperliche Bewegung verbessert werden können. Tatsächlich konnte gezeigt werden, dass bei 80 Prozent aller Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung das sonst nur schwer behandelbare Fatigue-Syndrom durch sportliche Betätigung signifikant verbessert werden konnte, was zu einer deutlichen Steigerung der Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität der Patienten führte. Auch eine bessere Therapieakzeptanz und -verträglichkeit konnte festgestellt werden. Des Weiteren ist die Häufigkeit von Krankheitsrückfällen bei körperlich aktiven Patienten signifikant geringer als bei inaktiven Patienten in Kontrollgruppen. Entscheidend ist eine möglichst frühzeitige Einbindung der Patienten in ein individuell gestaltetes Sport- und Bewegungsprogramm, das idealerweise schon während eines stationären Aufenthaltes in der Klinik begonnen wird. Hierzu begleiten am Krankenhaus Nordwest Sportwissenschaftler die Visiten, um die Patienten auf das Angebot aufmerksam zu machen und erste Impulse zur Aufnahme des Trainings zu geben. Neben diesem, auf das stationäre Setting bezogene Angebot veranstaltet die Klinik für Onkologie und Hämatologie unter Leitung von Prof. Dr. med. Elke Jäger ärztlich begleitete Sportreisen für onkologische Patienten mit bestehender oder überstandener Krebserkrankung.

Seit 2012 wird jährlich eine einwöchige Skilanglaufreise in die Kitzbüheler Alpen angeboten. Neben einem individuell abgestimmten Langlauftraining in verschiedenen Leistungsgruppen haben die Teilnehmer die Möglichkeit, an Schneeschuhwanderungen und an eigens für die Patientengruppe konzipierten Biathlon-Wettkämpfen teilzunehmen. Ziel hierbei sind nicht die sportliche Höchstleistung, sondern eine Steigerung der allgemeinen Fitness und die Freude an der Bewegung in der Natur. Jeweils im Sommer wird ebenfalls in den Kitzbüheler Alpen in Kooperation mit erfahrenen Berg- und Wanderführern aus der Region eine Bergwanderwoche mit geführten Touren für unterschiedliche Leistungsstufen angeboten. Die teilnehmenden Patienten werden auf diese Sport- reisen gut vorbereitet, indem die individuelle Leistungsstufe ermittelt und in Bezug zur Grunderkrankung und zu laufenden Therapien gesetzt wird. Die Sportreisen werden jeweils von einem Onkologen und einem Sportherapeuten begleitet.

Neben den Sportreisen bietet die Klinik für Onkologie und Hämatologie ihren Patienten auch die Teilnahme an einem vielfältigen Sportprogramm vor Ort an: Das Angebot reicht von Kraftausdauertraining, Nordic Walking, Pilates, Indoor-Rudern bis hin zum Rudern auf dem Main, das seit 2010 in Kooperation mit dem „Ruderclub Fechenheim“ angeboten wird. Viele Patienten sind regelmäßige Mannschaftsteilnehmer bei den über das ganze Jahr hinweg an verschiedenen Orten in ganz Deutschland stattfindenden Benefiz- Regatten der „Stiftung Leben mit Krebs“.

In Planung befindlich ist derzeit auch eine mehrtägige begleitete Fahrradtour. Insgesamt werden gegenwärtig 13 Sportgruppen und wöchentlich rund 150 Patienten im Bereich der onkologischen Sporttherapie am Krankenhaus Nordwest betreut. Neben den rein physischen Vorzügen und positiven Auswirkungen auf den Heilungsverlauf trägt Sport bei den Patienten auch zu einer deutlichen Verbesserung der Bewältigung von diagnose- und therapiebezogenen Belastungen bei und bietet gleichzeitig die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und der Vermeidung von Isolationstendenzen im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung. Die Erfahrung einer zunehmenden körperlichen Leistungsfähigkeit und psychischen Stabilisierung wirkt förderlich, um sich der Erkrankung entgegenzustellen. Die onkologische Sporttherapie ist damit eine weitere, wichtige tragende Säule bei der Behandlung von tumorbedingten Erkrankungen und Krankheitsverläufen.

Kontakt

Krankenhaus Nordwest
Klinik für Onkologie und Hämatologie
Sporttherapeutische Beratung

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