Hospital zum Heiligen Geist

Der Fuß im Fokus – Fußfehlstellungen

Die Füße sind das Fundament auf dem wir stehen. Eine Vielzahl von Fußdeformitäten kann die Statik des Körpers stören und Beschwerden in Knien, Hüften, der Wirbelsäule bis hin zur Halswirbelsäule ko?nnen die Folge sein. Fußveränderungen, wie der Hallux valgus, Schneiderballen, Krallenzehen und Hallux rigidus, sind nicht nur problematisch bei der Schuhwahl, sondern können Beschwerden am gesamten Bewegungsapparat auslösen und erfordern häufig eine Behandlung.

Der knöcherne Rückfuß wird gebildet aus Fersenbein und Sprungbein, genannt Kalkaneus und Talus, welche an ihrer Gelenkfläche das untere Sprunggelenk bilden. Die Gelenkflächen zwischen Talus, Tibia (Schienbein) und Fibula (Wadenbein) bilden das obere Sprunggelenk.

Die Funktion des Rückfußes besteht in der Abrollphase des Gehens, wobei durch die kombinierte Beweglichkeit der beiden Sprunggelenke auch die Anpassung an unebene Untergründe möglich wird. Diese Gelenke können vor allem bei Umknickverletzungen in Mitleidenschaft gezogen werden, entweder durch Brüche oder durch Verletzungen des Kapselbandapparates. Eine eingeschränkte Beweglichkeit, Instabilität und Schmerzen können die Folge sein. Langfristig kann sich auch eine Arthrose ausbilden, welche zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt.

Im Hospital behandeln wir die akuten Brüche der Sprunggelenke mit einer Osteosynthese, also einer inneren Schienung mit Platten und Schrauben. Ziel ist dabei, die vollständige Geometrie wieder herzustellen, um Spätfolgen gar nicht erst entstehen zu lassen.

Bei Bandverletzungen werden heute zunächst eher die konservativen Therapien empfohlen, um eine rasche Belastbarkeit zu erreichen und die Beweglichkeit zu erhalten. Das am häufigsten verletzte Band stellt sicherlich das Ligamentum deltoideum, sowohl das Innen- als auch das Außenband, mit all seinen Anteilen dar. Die Verletzungsanfälligkeit von Bändern hängt sehr von ihrer Spannung, der Laxizität ab und weist große individuelle Unterschiede auf. Diese Laxizität lässt sich, im Gegensatz zur muskulären Flexibilität, weder auf- noch abtrainieren. Insofern hängt die Beweglichkeit nicht nur vom passiven Halteapparat, sondern ebenfalls vom konditionellen Zustand des aktiven Systems der Muskeln ab.

Im Anschluss an die Bandheilung ist aber ein oft langwieriges Rehaprogramm zu durchlaufen, da meistens die Propriozeption (Tiefensensibilität) gestört ist und erst durch eine intensive Trainingstherapie wiederhergestellt werden kann.

Der Mittelfuß wird gebildet durch die Fußwurzel- und Mittelfußknochen. Die Fußwurzelknochen sind in zwei Reihen angeordnet. Die Fußwurzelknochen haben eine straffe Bandverbindung untereinander, zum Fersenbein, Sprungbein und zu den Mittelfußknochen. Der Mittelfuß ist durch seine Anordnung ähnlich einem Torbogen maßgeblich an der Ausbildung des Längsgewölbes beteiligt.

Ein überlastungsbedingtes oder familär vererbtes Absacken dieses Gewölbes führt zum klassischen Knick-Senk-Fuß. Dabei unterscheiden wir die echten Plattfüße von den funktionellen Formen. Die Unterscheidung geschieht durch die Beobachtung, dass sich beim Ballenstand (Fersen anheben) der Längsbogen wieder aufspannt. Dies ist beim echten Plattfuß nicht der Fall. Solange keine Beschwerden angegeben werden, ist bei der funktionellen Form in der Regel keine Einlage notwendig. Kommt es jedoch zu Schmerzen bei Belastung und auch Beschwerden der Tibialis-posterior- Sehne und der Achillessehne, sollte eine Behandlung erfolgen. Frühzeitig sollte mit Einlagen und Fußgymnastik begonnen werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Dabei ist eine Kombination von klassischen Einlagen und sensomotorischen propriozeptiven Einlagen sehr zu empfehlen.

Ist das Fußgewölbe erst abgesackt und die Sehne gerissen oder nicht mehr funktionsfähig kann nur durch aufwendige versteifende Operationen die Aufrichtung des Fußes wieder erreicht werden. 

Der Vorfuß besteht aus den Ballen und den Zehen. Die Mittelfußknochen bilden mit ihren Köpfchen den Vorfußballen. Im Bereich des Mittelfußköpfchens der Großzehe befinden sich auf der Sohlenseite zwei sphärische bis elipsoide Sesambeine, welche der Entlastung des ersten Metatarsalköpfchens, insbesondere während des Ballenganges, dienen. Diese sind wohl ein noch genutztes Relikt aus der phylogenetischen Vierbeinerzeit.

Beim klassischen Hallux valgus sackt nun das Quergewölbe aufgrund einer familiären Veranlagung oder Überlastung durch langjähriges Tragen von hohen Schuhen ab. Dabei verschiebt sich das Drehzentrum, sodass die am Großzeh ansetzenden Muskeln nicht mehr im Gleichgewicht stehen und der Zeh vermehrt in Richtung der Kleinzehen gezogen wird. Hinzu kommt, dass im Stand sich die Körperlast normalerweise gleichmäßig auf Vor- und Hinterfuß verteilt. Im Bereich des Vorfußes liegt die Gewichtung auf den Sesambeinen des Großzehenballens. Beim Hallux liegen die Sesambeinchen nicht mehr unter dem Mittlefußköpfchen und der Druck verteilt sich auf alle Mittelfußköpfchen, was einen belastungsabhängigen Schmerz am Ballen auslösen kann.

Anfangs ist das noch durch Übungen umkehrbar, später aber kommt es zu Verkürzungen und zu einer fixierten Fehlstellung, sodass dann nur noch eine Operation die Fehlstellung ausgleichen kann. Dabei versucht man das Drehzentrum durch Verlagern des Mittelfußköpfchens wieder an die richtige Stelle zu bringen. Es gibt eine Vielzahl von Operationsvarianten. Abhängig von der individuellen Fußform wird die beste Variante gewählt. Ziel ist es, die Abweichung so umzustellen, dass die Muskeln wieder im Gleichgewicht stehen, die Sesambeinchen wieder unter das Mittelfußköpfchen gerückt werden und es im normalen Schuh keine Druckpunkte mehr gibt.

Meistens müssen in derselben Operation auch die Kleinzehen korrigiert werden. Dabei kann sowohl mit Sehnenverlagerungen als auch mit Versteifungen vorgegangen werden. Bei Schmerzen an den übrigen Mittelfußköpfchen kann durch leichte Verkürzung und Verlagerung des Druckpunktes eine harmonische Belastung des Ballens erreicht werden. Alle diese Veränderungen des Knochens müssen mit Schrauben oder Plättchen festgemacht werden.

Bei degenerativen Veränderungen der Fußgelenke kann man zunächst versuchen, gelenkerhaltend zu operieren. Dabei werden Umstellungen vorgenommen, um die noch weniger zerstörte Gelenkfläche in die Hauptbelastungszone zu rücken. In vielen Fällen kann dadurch ein deutliche Schmerzreduktion und bessere Belastbarkeit erreicht werden. Bei sehr weit fortgeschrittener Arthrose bleibt oft nur noch die Versteifung. Dabei versteift man das Gelenk in einer Funktionsstellung, sodass der Fuß weiterhin gut abrollen kann und keine aufwendigen Schuhzurichtungen notwendig werden.

Bei allen Vorfußoperationen und mit den uns zur Verfügung stehenden modernen Implantaten ist meistens im Vorfußentlastungsschuh eine frühe Vollbelastung möglich und eine Metallentfernung in den allermeisten Fällen nicht mehr notwendig. 

 

Kontakt

Hospital zum Heiligen Geist
Sektion Orthopädie und Unfallchirurgie
Fußsprechstunde

 

Telefon: (0 69) 2196 - 2268